Meine Auseinandersetzung mit dem Thema Landschaft findet auf einer überwiegend abstrakten Ebene statt. Obwohl die Titel manchmal konkrete Orte oder Landschaften suggerieren, ist das zugehörige Bild alles andere als eine wiedererkennbare Abbildung.
Dennoch ist für mich die reale Landschaft als Auslöser eines Bildfindungsprozesses unverzichtbar. Sie liefert die Vorstellungen von Farbigkeit, von Aufbau und Gliederung, die in die Arbeit am Bild einfließen.
Dabei findet natürlich keine 1:1-Übersetzung statt. Schon die Betrachtung einer Landschaft ergibt ja kein objektives Bild. Vielmehr wird in Abhängigkeit von der betrachtenden Person etwas ausgelöst, was den Ort zu mehr macht als er eigentlich ist.
Das kann eine bestimmte Farbigkeit sein, eine Vorstellung von Dramatik (bei Gebirgen oder Wasserfällen) oder von Geheimnis (bei Wäldern, Mooren, nebligem Wetter), irgendetwas jedenfalls, das mit der eigenen Person, mit dem Vorstellungs- und Bildervorrat, den man mit sich herumträgt, in Beziehung steht. Von diesen Vorstellungen und Bildern projiziert man etwas in das Gesehene hinein, mit dem Ergebnis, dass die Erinnerung an diese Landschaft mehr beinhaltet, als man tatsächlich gesehen hat.
Es ist also nötig, mit den malerischen Mitteln eine Parallelwelt zu erzeugen, damit die gesehene Wirklichkeit im Bild wiederzuerkennen ist. Hierzu dient die Übersteigerung der Farbe, die Verzerrung der Proportionen, die Veränderung oder völlige Zerstörung der Räumlichkeit.
Hinzu kommt die Eigengesetzlichkeit der bildnerischen Gestaltung. Die Entscheidung, etwas so und nicht anders zu malen, kommt nicht nur aus der dahinter stehenden Vorstellung. Der malerische Prozess selbst führt zu Bildentscheidungen. Form wird gefunden und weiterentwickelt, bis ein überzeugendes Ganzes erreicht ist. Farbe entwickelt ein Eigenleben, das durchaus losgelöst sein kann von gegenständlichen Vorstellungen.
So führt auch der umgekehrte Vorgang zum Bild: Aus einer diffusen Grundvorstellung von Landschaft allgemein entwickelt sich im Verlauf der Arbeit ein durchaus abstrakt gemeintes Gefüge, das die Assoziation mit einer konkreten Landschaft hervorruft.